„ALLES, WAS IHR TUT, GESCHEHE IN LIEBE.“ Ein weiteres Wort zur Jahreslosung 2024 aus 1Kor 16,14

„ALLES, WAS IHR TUT, GESCHEHE IN LIEBE.“ Ein weiteres Wort zur Jahreslosung 2024 aus 1Kor 16,14

„ALLES, WAS IHR TUT, GESCHEHE IN LIEBE.“ Ein weiteres Wort zur Jahreslosung 2024 aus 1Kor 16,14

# Auf ein Wort ...

„ALLES, WAS IHR TUT, GESCHEHE IN LIEBE.“ Ein weiteres Wort zur Jahreslosung 2024 aus 1Kor 16,14

Liebe Lesende,

noch einmal die Jahreslosung für 2024: Der Apostel Paulus fordert seine Leser:innen auf, alles, was sie TUN, IN LIEBE zu tun. Unser gesamtes Handeln soll also von Liebe bestimmt sein. Die Liebe ist heutzutage in aller Munde. Viel wird über sie geschrieben und gesungen. Eine der großen Suchmaschinen im Internet findet in nicht mal einer halben Sekunde 518 Mio. Ergebnisse zum Stichwort Liebe. Sie gehört offensichtlich zu unserem Alltag wie die Luft, die wir atmen. Geredet, geschrieben, gesungen wird viel über die Liebe, doch wie ist es mit dem Tun in Liebe – wie Paulus es sich wünscht?

Was heißt das: TUN IN LIEBE? Liebe lässt sich schwer definieren, denn das Wort Liebe hat eine große Vielfalt an Bedeutungen. Unterschiedliche Phänomene – wie z. B. Zuneigung, Sympathie, Freundschaft, Sexualität, Leidenschaft, Passion, Hobby – lassen sich mit dem Wort Liebe in Verbindung bringen und darunter zusammenfassen.

Anders als im Deutschen, unterscheiden andere Sprachen – wie die des Zweiten Testaments – viel stärker zwischen den verschiedenen Bedeutungen: Im Griechischen ist Liebe nicht gleich Liebe, sondern ist gibt unterschiedliche Worte für die verschiedenen Aspekte.

Paulus verwendet hier das Wort agape – und agape bedeutet Liebe im Sinne einer Zuwendung: Ich schaue ein Gegenüber an und werde von diesem angeschaut; genauer gesagt, die „Liebe als Agape [orientiert] sich nicht an den eigenen Wünschen, Interessen und Vorteilen des Liebenden […], sondern [geschieht] um des geliebten Gegenübers willen“*, wie der Theologe Wilfried Härle schreibt.

Die Liebe von der Paulus im Ersten Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt, achtet also die Einmaligkeit, die Besonderheit und das Anderssein des geliebten Gegenübers. Und in dieser Haltung – dazu fordert Paulus auf – sollen seine Leser:innen alles tun, von dieser Liebe soll unser gesamtes Handeln bestimmt sein.

Das ist ein hoher Anspruch – gewiss – aber wir sind dazu fähig, weil Gott uns liebend begegnet. Gott wendet sich uns mit Liebe (im Sinne der agape) zu, ja Gott selbst ist Liebe und liebt uns – jede:n einzelne:n – so, wie wir sind. Und mit dieser liebenden Zugewandtheit dürfen und sollen wir unseren Mitmenschen, unseren Mitgeschöpfen und Gott begegnen.

Was Paulus hier im Brief an die Korinthische Gemeinde formuliert, hat Jesus als das wichtigste bezeichnet: „Das wichtigste Gebot ist dieses: Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Und als Zweites kommt dieses dazu: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.“ (Mk 12,29-31)

Und auch der Beschluss unserer Landessynode – dem Parlament der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz – vom Frühjahr dieses Jahres nimmt den Grundsatz des Paulus auf:

„Als Christenmenschen erkennen wir im anderen Gottes Ebenbild – unabhängig vom jeweiligen Glauben sind wir alle Gottes Kinder. Darauf gründet unsere Motivation, die Würde jedes Menschen mit aller Kraft zu schützen, egal welcher Herkunft, welcher Nationalität, welcher Religion, welcher geschlechtlichen Identität. Das ist der Anspruch, der uns mit vielen verbindet und der nicht bloßer Appell sein darf. Wir müssen alle gemeinsam und jeder für sich, in unserer Gesellschaft dafür einstehen. […] Die Landessynode hält angesichts der erkennbaren weiteren Radikalisierung der AfD, die in ihrer Gesamtheit immer stärker menschenfeindliche Ziele verfolgt, die Mitgliedschaft oder tätige Unterstützung dieser Partei, wie bei der Wahrnehmung eines Mandats für unvereinbar mit dem Bekenntnis zu Wort und Sakrament und der Ausrichtung des Lebens auf Jesus Christus. Das bedeutet eine Unvereinbarkeit mit Ämtern und Aufgaben, beispielsweise dem Ältestenamt sowie den Ämtern im Verkündigungsdienst in unserer Landeskirche.“** (Beschluss „Für Demokratie entschlossen einstehen und Dialog fördern“ vom 20.04.2024)

Menschenfeindlichkeit und Hass, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt schaden der Seele und geschehen nicht in Liebe und Zugewandtheit zu unseren Nächsten. Der Apostel Paulus stellt sich dem Negativen entgegen und legt seinen Leser:innen – legt uns – ein gutes Miteinander an Herz: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Bleiben Sie einander zugewandt – in Liebe!

Ihr Pfarrer Sebastian Gebauer





* HÄRLE, W.: Dogmatik, Berlin / New York 3. Aufl. 2007, 239.

** Beschluss der Landessynode der EKBO „Für Demokratie entschlossen einstehen und Dialog fördern“ vom 20.04.2024.

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