Liebe Lesende,

Paulus schreibt diese Worte in seinem Ersten Brief an die Gemeinde in Korinth. Ganz am Ende nimmt er auf, was sich eigentlich bereits durch seinen gesamten Brief zieht: der Aufruf zu Eintracht und Einheit. Hier im Schlusskapitel fasst Paulus es kurz und knapp zusammen. „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Die Gemeinde, an die Paulus hier schreibt, sind Christ:innen, die in der Hafen- und Handelsstadt Korinth leben. Korinth ist bunt und multikulturell. Wie die Stadt ist die Gemeinde durch kulturelle und soziale Vielfalt geprägt. Das bringt viel Gutes mit sich. Aber auch Streit ist vorprogrammiert. Paulus schreibt in seinem Brief gegen die Konflikte und Auseinandersetzungen an. Er sieht den Glauben und die Gemeinschaft in Gefahr.

Spaltungen und Parteienbildung, Gruppen, die zueinander in Konkurrenz stehen, Menschen, die sich gegenseitig verklagen, die einen, die hungrig bleiben, während andere bereits satt und betrunken sind. Probleme des Alltags. Nicht nur zur Zeit des Paulus. Für Paulus aber keine alltäglichen Nebensächlichkeiten. Ist das ein Leben in Liebe? In Liebe zu sich selbst und zu anderen?

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Mit diesem Satz fasst der Apostel sein Bemühen um ein gutes Miteinander zusammen. Hoffen und Erwartung, Bitten und Ermahnung stecken in diesen Worten. Paulus legt eine Grundlage und stellt einen Maßstab auf: Wie begegne ich meinen Mitmenschen? Wie gehe ich selbst mit feindseligen Haltungen anderer um? Müssen Unterschiede immer eingeebnet werden oder kann ein Leben in Verschiedenheit gelingen? Wie lebe ich mein Leben mit Gott?

Aber Paulus geht noch weiter: „ALLES, WAS IHR TUT, geschehe in Liebe.“ Unser gesamtes Handeln soll von Liebe bestimmt sein. Und nicht nur das. Alle Dinge, auch was wir denken, fühlen, … Denn was nicht in Liebe geschieht, kann böse enden. Alles, was in Liebe geschieht, bringt uns die Hoffnung auf Gutes und trägt Segen in sich – den Segen Gottes, der selbst Liebe ist.

Daran will uns die Jahreslosung 2024 erinnern: Wie wertvoll dieser kleine Satz in unserem täglichen Leben sein kann: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Man könnte ihn auf kleine Karten schreiben und zwei- oder dreimal in der Wohnung aufhängen. Oder eines der zahlreichen Fotomotive als Hintergrund auf das Smartphone oder den PC laden. Auf dass er nicht in Vergessenheit gerät.

Denn genau dann, wenn er in Vergessenheit gerät, wird er ja besonders wertvoll. Wenn Grimm oder Zorn in uns aufsteigen, möge uns der Satz erinnern und wir uns fragen: Denke und handle ich gerade noch in Liebe? Vielleicht kommt das dann einer kleinen Revolution gleich. Ein grundlegender und nachhaltiger Wandel meines Systems – hoffentlich in Liebe zu anderen und auch in Liebe zu mir selbst. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Ihr Pfarrer Sebastian Gebauer