Auf ein Neues!

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# Auf ein Wort ...

Auf ein Neues!

Liebe Lesende,


mittendrin sind wir nun schon. Mittendrin in der Fastenzeit. Mittendrin in diesen besonderen vierzig Tagen vor Ostern, die mit dem Aschekreuz am Aschermittwoch begannen und mit den stillen Tagen Karfreitag und Karsamstag enden? Sieben Wochen bzw. vierzig Tage lang sind wir gedanklich auch dieses Jahr unterwegs hinauf nach Jerusalem. Auf ein Neues gehen wir an der Seite Jesu seinen Weg mit. Es ist ein Weg hinein in sein Leiden und Sterben, damit wir leben.

Vierzig Tage Passion. Sieben Wochen Fasten. In der Tradition ist es eine Zeit der Umkehr zu Gott und eine Zeit der Vorbereitung. Vierzig Tage, in denen viele Christ_innen auf etwas verzichten. Sie lassen weg, auf das Mensch meint, gar nicht verzichten zu können, auf eingeschlichene Gewohnheiten zum Beispiel. Sie lassen etwas weg als Vorbereitung auf Ostern und in Erinnerung an Jesus, der selbst vierzig Tage fastend und betend in der Wüste verbrachte. Wo etwas weggelassen wird, kann Raum entstehen für Neues und Anderes, Raum für die Begegnung mit Gott.

Die Evangelische Kirche empfiehlt dieses Jahr in ihrer Fastenaktion auf Stillstand zu verzichten: Üben! 7 Wochen ohne Stillstand. Das heißt also nicht einfach den Kopf in den Sand zu stecken und vierzig Tage abzuwarten, ob und was passiert, sondern selbst aktiv zu werden und dranzubleiben, etwas einzuüben, mit Schwierigkeiten umzugehen und auch manchen Fehler oder Rückschlag zu akzeptieren.

Was für das persönliche Fasten bzw. die Spiritualität jedes_jeder Einzelnen wichtig ist, gilt umso mehr und über die sieben Wochen hinaus für die Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation. Auch hier kann Mensch sich nur wünschen, dass beide Parteien aktiv werden und dranbleiben, mit Schwierigkeiten und Rückschlägen gut umgehen und Frieden und Diplomatie wieder einüben. Nur auf eines sollten die beiden Länder im Besonderen und die Nationen der Welt im Allgemeinen nicht verzichten: den Stillstand der Waffen!

Nicht still stehen dürfen hingegen die Hilfe und die Hilfsbereitschaft für die Menschen, die unter dem Krieg leiden und auf der Flucht sind. Von vielen guten Beispielen hören wir Tag für Tag in den Nachrichten. Und auch bei uns gibt es sie: Anfang/Mitte März haben sich Menschen mit Kleinbussen auf den Weg gemacht und zahlreiche Hilfsgüter, die von vielen von Ihnen im Gemeindehaus abgegeben wurden, an die ukrainische Grenze gebracht. Beim Benefizkonzert am 20. März war unsere Falkenhagener Kirche gut gefüllt mit wunderbarer Musik von Zoya Nevgodovska und Isabelle Engelmann und zahlreichen Menschen, die lauschten und spendeten. Über 2000 Euro wurden gesammelt und kommen über das Deutsche Rote Kreuz den Menschen in der Ukraine zugute. Vielen Dank für Ihr großes Engagement!

Üben! 7 Wochen ohne Stillstand. Mittendrin sind wir in der Fastenzeit und in der Passion Jesu: "Wir ziehen jetzt nach Jerusalem. Dort wird alles in Erfüllung gehen, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben haben: […] Er wird verspottet, misshandelt und angespuckt werden. Sie werden ihn auspeitschen und töten. Aber am dritten Tag wird er vom Tod auferstehen." So offenbart sich Jesus seinen Jüngern und spricht von sich selbst. Was die Jünger damals nicht verstanden, können wir heute mit der Ostererfahrung im Hintergrund dankbar annehmen als ein Sich-selbst-in-den-Tod-geben Jesu, damit die Menschen leben und versöhnt sind mit Gott.

Und so enden die sieben Wochen ohne Stillstand gar nicht am Karfreitag oder Karsamstag, sondern münden hinein in die Osterzeit. Ostern ist also quasi der Inbegriff für eine Zeit ohne Stillstand. Denn es geht weiter. Karfreitag bedeutet nicht das Ende, sondern die Geschichte Jesu setzt sich fort: Auf ein Neues! Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern Gott, der mit der Auferstehung Jesu neues Leben und neue Hoffnung in die Welt und zu den Menschen gebracht hat. Auf ein Neues! Dieses österliche Motto steht auch über den 23. Falkenseer Musiktagen und wir verbinden damit die Hoffnung, dass die Konzerte in gleicher oder ähnlicher Weise wiederholt Zuhörer_innen finden und beleben.

Ja, bewegen wir uns noch inmitten von Pandemie und Krieg, stehen wir doch mit dem Osterfest erst am Anfang des Neuen. Die alten Worte von der Auferstehung Jesu von den Toten malen uns am Ostersonntag Leben und Hoffnung vor Augen und Ohren. Diese Worte erinnern uns daran, dass wir unser Vertrauen auf den lebendigen Gott setzen dürfen, der unser Gebet hört, Gedanken des Friedens hat und uns Zukunft und Hoffnung gibt. Nicht nur an Ostern, sondern jeden Tag. Auf ein Neues!

Nach ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen geht Maria aus Magdala zu den Jüngern und verkündet ihnen: "Ich habe den Herrn gesehen!" Stimmen auch wir ein in den österlichen Jubel Marias und der ganzen Christenheit:

"Meine Seele singe, denn die Nacht ist vorbei.

Mach dich auf und bringe deinem Gott Lob und Preis.

Alle Schöpfung juble, wenn der Tag nun anbricht.

Gottes Töchter und Söhne strahlen in seinem Licht.

Der wahre Morgenstern, er ist aufgegangen, der Erlöser ist hier.

Ich weiß, dass Jesus lebt, er ist auferstanden,

und er lebt auch in mir, lebt auch in mir." (A. Frey)


Eine gesegnete Auferstehungszeit wünscht Ihnen

Pfarrer Sebastian Gebauer

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