Jetzt ist die Zeit ...

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# Auf ein Wort ...

Jetzt ist die Zeit ...

Liebe Lesende,


im Advent warten wir auf etwas. Oder besser: wir erwarten jemanden. Wir zählen die Tage. Adventskranz und -kalender helfen uns dabei. Ein Licht, ein Stück süße Schokolade oder ein kleines Geschenk geben jeden Tag ein Stück von seiner Ankunft bekannt. Meinen wir. Doch können wir es uns nicht aussuchen, wie er bei uns ankommt, was er bringt. Wir sind nicht die Planenden seiner Ankunft.


Dass er anders zu uns kommt, als wir es erwarten – das sagen uns die biblischen Texte. Der Prophet Sacharja zum Beispiel: Freue dich sehr, Tochter Zion! Brich in Jubel aus, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Retter ist er. Er ist arm und reitet auf einem Esel, einem jungen Esel, geboren von einer Eselin.

Der, den wir erwarten, zieht ein. Auf einem Esel – sagen die Verfasser der Evangelien. Jesus zog auf einem Esel in die Stadt Jerusalem und die Menschen jubelten: Hosianna dem Sohn Davids! Gesegnet sei, wer im Namen des Herrn kommt! Hosianna in himmlischer Höhe! Das ist Jesus, der Prophet aus Nazaret in Galiläa.


Aber, wo bleibt er heute? Komm doch endlich! Komm doch endlich wieder. Werden wir ihn erkennen? Wie lange sollen wir noch warten? Es ist schwer auszuhalten, wie es ist. Warten wir zu ungeduldig? Wir haben keine Geduld mehr. Wir erwarten von ihm so viel: Gesundheit, Gerechtigkeit, Erkenntnis für die Mächtigen, Frieden auf Erden. Wir haben Wünsche. Die soll er erfüllen. So und nicht anders soll er ankommen. Wundern werden wir uns.


Anders als erwartet, kam Gott in die Welt: ein Kindelein so zart und fein, das soll eu‘r Freud‘ und Wonne sein. Der langersehnte Retter als schwaches Kind in einer Krippe. Der Herrscher des Himmels als König ohne Reichtum. Der Friedensbringer reitet auf einem Esel. Kann das wahr sein. Glaubst du das?

Ich glaube und vertraue darauf, dass Gott wiederkommt. Am Ende der Zeit und dazwischen irgendwie auch. Hinein in meinen, in unseren Alltag, hinein in unsere Welt, die so viele unerfüllte Wünsche hat.


Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine Zeit, in der wir uns dieses Vertrauen, diese Hoffnung vor Augen und Ohren holen. Eine Zeit, in der unser Hoffen und Warten ein ganz bestimmtes Ziel hat. Eine Zeit, in der wir spüren, dass da etwas ist, noch nicht da, doch schon nah. Davon singt ein modernes Adventslied:


Sehen können, was kein Auge sieht.

Hören können, was das Ohr nicht hört.

Spüren, dass da etwas ist,

noch nicht da, doch schon nah, doch schon nah.

[…]

Träumen können, mehr als einen Traum.

Glauben können, was unglaublich schien.

Spüren, dass da etwas kommt,

noch nicht da, doch schon nah, doch schon nah.

[…]

Hoffen können, auch in tiefster Nacht.

Leben können, hier und jetzt und dort.

Spüren, dass da etwas folgt –

noch nicht da, doch schon nah, doch schon nah.*


Anders als wir ihn erwarten, kommt Gott in unsere Welt. Vielleicht erfüllt er unsere Wünsche nicht so, wie wir uns das vorstellen. Aber er erfüllt seine Verheißungen. Wir sind nicht die Planenden. Wir bestimmen sein Kommen nicht. Wir warten. Jetzt ist die Zeit. Wir erwarten ihn. Adventliches Warten ist ein ausgerichtetes Warten und Leben im Hier und Jetzt auf die Zukunft hin. Auf den Kommenden warten wir, betend, singend, schweigend, hörend, mit einer Träne in den Augen oder voller Freude. Den Kommenden erwarten wir – am besten in einer offen Haltung für das, was Gott bringt …


Eine erwartungsvolle Advents- und Weihnachtszeit mit offenem Herzen für Gottes Nähe wünscht Ihnen

Pfarrer Sebastian Gebauer






* Eugen Eckert, 2002 (HuT 12)

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