01/12/2024 0 Kommentare
PERSPEKTIVWECHSEL
PERSPEKTIVWECHSEL
# Auf ein Wort ...

PERSPEKTIVWECHSEL
„Advent heißt Warten
Nein, die Wahrheit ist
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Ich glaube nicht
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Es ist doch so
Dass die Zeit rast
Ich weigere mich zu glauben
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
Dass Gott fehlt
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Gott kommt auf die Erde!“*
Wer diese Worte schreibt, scheint resigniert. Resigniert in einer Zeit, die geprägt ist von Stress und Ungeduld: die Vorweihnachtszeit. Allerorts wünschen sich die Menschen einen besinnlichen Advent, gehen aber doch durch die Straßen in voller Ungeduld. Jenes muss noch besorgt werden, dieser Termin noch erledigt. Laut und schrill ist sie zuweilen, diese Zeit auf Weihnachten hin. Wo ist sie – die besinnliche Adventszeit, diese Zeit des Wartens und der Erwartung?
Darum, Brüder und Schwestern, haltet geduldig aus bis zur Ankunft des Herrn! […] Ebenso geduldig sollt auch ihr sein; macht eure Herzen stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor. (Jak 5,7a.8)
Der Verfasser des Jakobus-Briefes hält es da anders: Er plädiert für deinen Perspektivwechsel und hält am Vertrauen auf die Wiederkunft Christi fest. Er erwartet sie nicht heute oder morgen, schließt vielleicht längere Zeiträume nicht aus, aber doch: Christus wird wiederkommen, wie er es verheißen hat.
Und so ruft der Schreiber in seinem Brief die Leser:innen zu einem geduldigen Warten auf die Ankunft des Herrn auf. Ein Text – wie gemacht für den Advent. Ein Text, der versucht, Ruhe zu verbreiten. Ruhe, weil doch die Wiederkunft Christi, weil uns doch Ankunft Gottes verheißen ist. Darauf dürfen wird vertrauen.
Wann endlich ist es soweit? Das mögen sich auch die Leser:innen des Jakobus-Briefes gefragt haben. Wann verändert sich die Welt? Wann kommt Christus wieder? Der Verfasser des Jakobus-Briefes mahnt zur Geduld. Und will damit seine Leser:innen nicht vertrösten, sondern ihnen Hoffnung machen. Er ruft zur Geduld, zu einem ausdauernden Warten. Zum Standhalten in Anfechtung und Leiden, zum Durchhalten in den alltäglichen Schwierigkeiten und den Krisen des Lebens und der Welt.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. […] Prüft alles und behaltet das Gute! […] Er selbst, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun. (1Thess 5,16-18.21.23-24)
Ähnliche Töne schlägt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Thessalonich an. Erneut für eine Jahreslosung ausgewählt, begleiten uns auch 2025 Worte des Paulus: Prüft alles und behaltet das Gute!
Auch Paulus ermutigt zu einem Perspektivwechsel: Erst einmal alles anschauen, gewissenhaft prüfen und miteinander im Gespräch bleiben. Sowie immer wieder neu nach Gottes Willen fragen, sich von ihm prägen und leiten lassen. Auch Paulus schreibt seine Worte in der Erwartung und im Vertrauen darauf, dass Jesus wiederkommt.
Für das neue Jahr heißt es also immer mal wieder die Perspektive wechseln: Lasst uns Geduld haben mit- und füreinander. Und mit uns selbst. Nicht nur für einen Tag, sondern jeden Tag neu. Lasst uns nicht resignieren, sondern unsere Herzen öffnen und Vertrauen stärken auf Gottes Verheißung. Und Licht sein, während wir warten in Geduld und Hoffnung auf das, was kommt. Prüft alles und behaltet das Gute!
„Gott kommt auf die Erde!
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Nichts wird sich verändern
Ich kann unmöglich glauben
Dass Gott fehlt
Es ist doch ganz klar
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Ich weigere mich zu glauben
Dass die Zeit rast
Es ist doch so
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Ich glaube nicht
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Nein, die Wahrheit ist
Advent heißt Warten“*
Einen fröhlichen Perspektivwechsel wünscht
Pfarrer Sebastian Gebauer
* Iris Macke: Perspektivwechsel, in: Fülle. Schätze aus 25 Jahren Der Andere Advent, ed. Andere Zeiten e. V., Hamburg 2020.
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